Es ist der beschissenste Tag der gesamten Reise - Dauerregen, die Regenhose ist total undicht, im Oberschenkelbereich dringt Wasser ein. Von Landschaft war nicht viel zu spüren, außer einer langen Steigung. Alle Versuche, Sachen irgendwie zu trocknen, sind gescheitert. Ich habe sehr viel gegessen und bin dann gleich in den Schlafsack gekrochen, um auf die Nacht zu warten.
Diese Nacht war die schlimmste auf der gesamten Tour. Mir reicht es jetzt mit dem Wetter. Ich werde von hier auf dem kürzesten Weg nach Kristiansand fahren. Das sind ca. 180 Kilometer. Morgen werde ich wohl da sein. In der Nacht habe ich nur wenig geschlafen. Die Zeit nutzte ich zum Nachdenken und verspürte einen ungeheuren Tatendrang. Wenn ich nur die Hälfte von dem umsetze, habe ich sehr viel geschafft. Ich hoffe, Dänemark hat besseres, vor allem wärmeres Wetter.
Hier hatte es gestern Abend aufgeklart und die Temperatur ist noch weit gesunken. Es ist noch sehr früh und ich hoffe die Sonne scheint bald und der Wind dreht noch. Zur Zeit herrscht Westwind, was Gegenwind bedeuten würde.
Ich freue mich auf zu Hause.
Die Sonne schien die gesamte Zeit, während ich packte. Als ich aufbrach blies mir der kalte Wind ins Gesicht und meine Hände waren in kurzer Zeit total steif. Norwegen zeigte sich von seiner schönsten Seite.
Durch eine abwechslungsreiche Bergwelt und über menschenleere Straßen fuhr ich über den Paß südlich des Spafjell. Über eine rasanten Abfahrt gelangte ich in das Setesdal und damit auf die Straße 39, die mich direkt nach Kristiansand bringen wird. In Valle brach in dem Augenblick, als ich vor dem Laden hielt eine Speiche an meinem Hinterrad. Um sie zu wechseln brauchte ich sehr lange, da die Kassette sich nicht lösen wollte.
Kurz hinter Valle traf ich auf Dieter aus Rostock. Zusammen mit ihm ging es bis zu unserem Lagerplatz. Die Fahrt verlief sehr zügig. Unterwegs regnete es und wir suchten im gerade durchquerten Tunnel Schutz. In Evje aßen wir Wiener-Polser und dazu ein Eis. Kurz danach kam uns eine Gruppe von sechs Radfahrern entgegen. Nach längerer Überzeugungsarbeit konnte ich Dieter davon überzeugen auf seine tägliche Dusche zu verzichten und lieber irgendwo im Wald zu übernachten. Das beste Argument war, morgen an einem Zeltplatz zu halten und zu duschen.